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Bergbau


Kohle

Der westlich von Hannover gelegene Höhenrücken des Deisters ist heute in erster Linie von forstwirtschaftlicher Bedeutung und darüber hinaus ein wichtiges Naherholungsgebiet. In früherer Zeit war er aber auch eine wichtige Rohstoffquelle. Neben Holz wurden dort Steinkohle, Kalk und Sandsteine gewonnen. Damit war der Deister praktisch der Aus­gangs­punkt für die Industrialisierung im Umfeld der Stadt Hannover.

Die ersten Fabrik­anlagen Johann Egestorffs (1772 - 1834) im beginnenden 19. Jahrhundert, Kalk­bren­nereien und Ziegelein in Linden vor den Toren Hannovers, fußten auf diesen Roh­stoffen. Seit 1836 baute die ebenfalls in Linden gelegene Egestorffsche Maschinenfabrik (die spätere „Hanomag“), eine Gründung von Johanns Sohn Georg (1802 - 1868), statio­näre Dampfmaschinen. Diese technische Errungenschaft kann getrost als ein „Motor“ der Industrialisierung gezeichnet werden, solche Maschinen wurden rasch unentbehrliches Hilfsmittel in vielen Fabriken. Die im Deister vorkommende Steinkohle war für deren Betrieb unerlässlich und über 100 Jahre lang wurde sie daher in mehreren Bergwerken im großen Stil abgebaut.  

Wenngleich der Kohlenbergbau im Deister das Schicksal von Kalk- und Sandstein­gewinnung in dieser Region teilen musste und mangels Rentabilität im Laufe des 20. Jahrhunderts  eingestellt wurde, so gibt es trotzdem noch immer an vielen Stellen des Gebirgszuges Spuren, die von den früheren Erwerbszweigen zeugen.

Kali

In der 1831 von Georg Egestorff gegründeten Saline in Badenstedt konnte erst nach einer Tiefbohrung 1837 eine hochgesättigte Sole erschlossen und die Produktion erheblich gesteigert werden. In den Jahren nach der Entdeckung wurden die riesigen unterirdischen Salzstöcke hauptsächlich zur Gewinnung von Kochsalz genutzt, um vom allgemeinen Salzhandel unabhängig zu werden.

  Den Wert und die wirtschaftliche Bedeutung des Kalisalzes erkannte man erst Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Chemiker Justus von Liebig entdeckte die Bedeutung des vorher achtlos beiseite geschafften Kalisalzes als Düngemittel für die Landwirtschaft, wodurch unter anderem der Zuckerrübenanbau sich verbreiten konnte. Man besann sich der drei Salzstöcke in der Umgebung von Hannover und begann mit den Vorbereitungen ihrer Ausbeutung.  

1893 begann die Kalibohrgesellschaft „Gustavshall“ in Wehmingen südöstlich von Hannover mit Bohrversuchen auf dem Salzstock von Sehnde-Sarstedt. Sie nahm als „Gewerkschaft Hohenfels“ 1902 die Förderung auf. Im selben Jahr teufte die Friedrichs­hall AG einen Kalischacht bei Sehnde ab, der aber erst 1906 nach etlichen Schwierigkeiten mit der Kaliförderung begann. 1909 nahm das bei Ilten gelegene Kalibergwerk „Gewerkschaft Hugo“ die Förderung auf, dem 1913 die „Gewerkschaft Bergmannssegen“ folgte. Zusätz­lich zu diesen vier Schachtanlagen wurden bis 1916 mit den Gewerkschaften „Erichs­segen“ und „Königsburg/Ottoshall“ noch zwei weitere Kalibergwerke abgeteuft, die jedoch nie den Förderbetrieb aufnahmen; ihre Anlage dienten vielmehr als sogenannte Wetter­schächte.  

Ab 1894 wurde der an der südwestlichen Stadtgrenze von Hannover gelegene Salzstock Benthe erschlossen. Hier entstanden mit der Zeit das Kalibergwerk „Hansa Silberberg“ in Empelde sowie das Kalibergwerk „Ronnenberg“. Der Schachtbau des Ronnenberger Werkes begann 1898, dauerte aber infolge der Bewältigung einbrechender Wasser­massen sieben Jahre. Von 1906 bis zum Förderende durch Wassereinbruch im Jahre 1975 wurden hier über 40 Millionen Tonnen gefördert. (Kalihalde, Verwaltungsgebäude, Direktorenhaus und Arbeiterhäuser...)  

Und 1898 begannen die Arbeiten zur Erschließung des bis heute größten Kaliwerks Niedersachsens „Sigmundshall“ auf dem Salzstock von Wunstorf. Die boomartige Aus­breitung des Kalibergbaus versprach nicht nur den Bergwerksbetreibern lukrative Profite, sondern eröffnete auch den vom Bergbau betroffenen Gemeinden und vor allem den Grundbesitzern eine willkommene, bislang unbekannte Einnahmequelle.   Mitte der fünfziger Jahre setzte der langsame, aber unaufhaltsame Bedeutungsverlust der Kaliindustrie ein. Viele Schächte mussten wegen mangelnder Rentabilität oder wegen Grund­wasserbedrohung geschlossen werden, zuletzt wurde 1994 der Schacht „Hugo“ stillgelegt. Derzeit wird in der Fabrik ein Teil der Förderung von „Sigmundshall“ bei Wunstorf-Bokeloh verarbeitet. Mit der Einstellung der Kaliförderung auf „Bergmannssegen-Hugo“ endete die Ära des Kalibergbaus in der Region um Lehrte und Sehnde.