




Den Anstoß für die Zuckerindustrie im Raum Hannover lieferte ursprünglich die von NapoÂleon Bonaparte 1806 verfügte Kontinentalsperre, die nicht nur die Briten vom Handel mit dem europäischen Kontinent, sondern auch den Kontinent von den Rohrzuckerlieferungen aus britischen Kolonien abschnitt. Der Mangel an Rohrzucker machte erfinderisch und so begann die Gewinnung von Zucker aus der heimischen Zuckerrübe. Zunächst war die BeÂdeutung des aus der Zuckerrübe gewonnenen Zuckers noch marginal. Erst mit der VerÂbesserung der Anbaumethoden und der Verwendung mineralischen Düngers, der den ErÂtrag pro Rübe auf 15 % steigerte, wurde die Rübenzuckergewinnung zum lohnenden GeÂschäft.
Zwar bedurfte es noch eines halben Jahrhunderts bis sich die Landwirte im Raum HanÂnover von der wirtschaftlichen Zukunft des Zuckerrübenanbaus überzeugen ließen, doch der Erfolg der ersten 1857 errichteten Zuckerfabrik bei Gehrden ließ, diese Industrie schnell wachsen. Der Zuckerrübenanbau und die Zuckerherstellung erwiesen sich alsbald als lukratives Geschäft. Der fruchtbare Lößboden im Süden Hannovers war zum Anbau von Zuckerrüben hervorragend geeignet. Es entstanden neben Gehrden Zuckerfabriken in Bennigsen, Weetzen, Groß-Munzel, Rethen, Lehrte und Sehnde. Bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts konnte mit dem Zucker aus hannoverschen Landen ein gutes Geschäft gemacht werden, doch eine weltweite Überproduktion bedeutete ab 1929 für viele StandÂorte das Aus. Die rosigen Zeiten für die hannoversche Zuckerindustrie waren vorbei, der Konkurrenzdruck des weltweiten Zuckermarktes wuchs stetig und sorgte für eine fortÂschreitende Rationalisierung, Fusionierung und für Betriebsschließungen. Einzig die ZuckerÂfabrik in Lehrte konnte sich noch einige Zeit behaupten, bis auch diese um die Jahrtausendwende geschlossen werden musste. Historische Zeugen dieses IndustrieÂzweiges finden sich heute noch in Laatzen-Rethen in der Zuckerstraße 17 (Um 1900 erbaute Kantine, die 1930 für Arbeiterwohnungen aufgestockt wurde, heute Büros und Wohnungen) und in Lehrte in der Germaniastraße (Wasserturm).




Das Brauereigewerbe in und um Hannover blickt auf eine lange Tradition zurück. Erste Erwähnungen von Brauereien gehen bis in die frühe Neuzeit zurück.
Neben der Brauergilde in Hannover besaßen auch einige Ortschaften auf dem Lande, etwa Pattensen, Gehrden, Eldagsen oder Bredenbeck, das Recht, Bier zu brauen. Erst im Laufe des 19. und frühen 20. Jahrhunderts – infolge verbesserter Anbaumethoden, MechaÂnisierung und Technisierung des Brauprozesses – gelang es, das Bier zum Volksgetränk Nummer eins zu machen. Viele kleinere Brauereien wurden in diesem Prozess durch die sich herausbildenden Großbetriebe an den Rand der Rentabilität gedrängt und mussten im hart umkämpften Absatzmarkt schließlich aufgeben.
Von der ursprünglichen Markenvielfalt sind nur noch wenige übrig geblieben. Die meisten Marken sind heute unter dem überregional tätigen Braukonsortium „Gilde Brauerei AG“ zusammengefasst. Nur noch eine unabhängige Brauerei gibt es heute im hannoverschen Raum, die Herrenhäuser Brauerei im gleichnamigen hannoverschen Stadtteil.
Von der Produktionsstätte der „Brauerei Wülfel AG“ an der Hildesheimer Straße (Ecke Wilkenburger Straße) zeugen heute nur noch die Mauerreste der Grundstückseinfriedung. Weiter nördlich an der Hildesheimer Straße 132 hat die „Gilde Brauerei AG“ ihr BetriebsÂgelände. Auffällig ist hier das an der Ecke zum Altenbekener Damm liegende Gebäude, bei dem es sich allerdings um einen baulich historisierenden Neubau aus dem Jahre 1970 handelt.




Als traditionelles Gewerbe ist neben der Bierbrauerei die Herstellung von Branntwein aus Getreide oder Kartoffel zu nennen. Diese kleinindustrielle Gewerbe kann auf eine JahrÂhunderte alte Geschichte zurückblicken und wurde mal legal und mal illegal betrieben, um die große Nachfrage nach dem berauschenden Getränk zu befriedigen. Die BranntweinÂbrennereien waren zahlreich in der ländlichen Umgebung Hannovers und fast jede größere Gemeinde hatte sein Destillerie, die den lokalen Markt versorgte. In der Regel waren die Brennereien im Nebenerwerb an einen landwirtschaftlichen Betrieb angeÂschlossen, der auch die Grundstoffe zur Schnapsherstellung produzierte. Zur Befeuerung der Destillieranlagen wurde neben Holz und Stroh schon früh die Deisterkohle verwendet.
Mit dem zunehmenden Handel und Wohlstand ging der Konsum von Schnaps zurück. Das bodenständige GeÂtränk wurde mit der Zeit durch diverse andere alkoholische Produkte weitgehend verÂdrängt. Viele der einstigen Brennereien mussten ihren Betrieb für immer einstellen.
Die weinigen übriggebliebenen Brennereien, etwa Ostermeier im Wennigser Ortsteil Degersen oder Cölle in Springe-Alferde, produzieren heute Rohsprit für die „Deutsche Kornbranntwein-Verwertungsstelle“ in Münster oder Alkohole für pharmazeutische Zwecke. Nur eine einzige Brennerei im Raum Hannover vertreibt ihre Produkte noch selbst im eigenen Verkauf.


